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Der Menstruationszyklus: Wie funktioniert der?

Aktualisiert: 3. Aug. 2023

Der Menstruationszyklus ist der monatliche Prozess der Vorbereitung deiner Eizellen und deiner Gebärmutter auf eine mögliche Schwangerschaft.


Dieser Artikel wird noch medizinisch geprüft.

Mitwirkende

Verfasst von Carolin Becker

Rezensiert von Lea Dörner, Miriam Babukhian und Alessandra Papitto

Bearbeitet von Juliëtte Gossens

Ãœbersetzt von Sophie Oppelt

 

Die Menstruation, auch Periode genannt, ist Teil des Fortpflanzungszyklus während der fruchtbaren Jahre der meisten Frauen und Menschen mit Eierstöcken und einer Gebärmutter. Sie ist ein Zeichen dafür, dass das Fortpflanzungssystem des Körpers richtig funktioniert. Die erste Menstruation tritt in der Regel während der Pubertät auf (die in der Regel zwischen dem 8. und 15. Lebensjahr beginnt) und bis zur Menopause andauert (in der Regel in den späten 40er bis frühen 50er Lebensjahren). Die Menopause markiert das natürliche Ende der Fruchtbarkeit. Während der Menstruation wird die Gebärmutterschleimhaut (das Endometrium) abgestoßen und durch die Vagina aus dem Körper ausgeschieden. Dies geschieht in der Regel etwa alle 28 Tage (wobei die Zykluslänge bei verschiedenen Menschen sehr unterschiedlich ausfällt) und kann zwischen einigen Tagen und einer Woche andauern (1, 2).


Mehr Hintergrundinformationen findest du in unserem Artikel über die Biologie der Eizellen.


Was wir hier behandeln




 

Warum haben wir eine Menstruation?

Die Menstruation ist ein wichtiges Thema im Leben vieler Menschen. Auch wenn das Thema immer noch mit einem großen Stigma behaftet ist, haben wir in den letzten Jahren eine offenere Auseinandersetzung damit erlebt. So gab es zum Beispiel an vielen Orten politische Diskussionen über Menstruationsurlaub oder die Besteuerung von Menstruationsprodukten.


Aber warum menstruieren wir überhaupt? Das ist eine gute Frage, aber die Wissenschaft hat darauf noch keine klare Antwort. Früher lautete eine der Theorien, dass die Menstruation ein Abwehrmechanismus gegen Pathogene ist, die beim Sex zusammen mit Spermien in die Gebärmutter gelangen. In der Zwischenzeit geht man davon aus, dass die Menstruation eine evolutionäre Folge der Art und Weise ist, wie sich eine menschliche Schwangerschaft entwickelt. Die Plazenta eines Babys ist sehr eng mit der Gebärmutter der schwangeren Person verbunden. Sie sollte aber nicht zu weit in die Gebärmutter hineinwachsen, denn das könnte die Gebärmutter beschädigen, so dass künftige Schwangerschaften nicht mehr möglich sind. Um dies zu verhindern, baut die Gebärmutter jeden Monat eine schützende Schleimhaut auf, in die ein Embryo zusammen mit der Plazenta als eine Art Polster hineinwachsen kann. Dies wird als "Dezidualisierung" bezeichnet. Auf diese Weise wachsen der Embryo und die Plazenta nicht direkt in die Gebärmutterwand ein. Wenn es jedoch nicht zu einer Schwangerschaft kommt, wird die Gebärmutterschleimhaut nicht mehr benötigt, sie wird abgestoßen und im nächsten Monat wieder aufgebaut (3).

Wissenschaftler sind sich zwar nicht ganz sicher, warum sich die Menstruation entwickelt hat, sicher ist jedoch, dass der Menstruationszyklus beim Menschen durch das Auf- und Absteigen verschiedener Sexualsteroidhormone bedingt ist. Diese Hormone führen dazu, dass sich die Gebärmutterschleimhaut (das Endometrium) regelmäßig ablöst und wieder aufbaut (1).


Der Fortpflanzungszyklus

Der Fortpflanzungszyklus ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Die Länge des Zyklus, zu dem auch die Menstruation gehört, kann zwischen 21 und 35 Tagen liegen. Dies wird als normale Zykluslänge angesehen, obwohl der Zyklus bei manchen Menschen kürzer oder länger ist (2).


Normalerweise tritt die Menstruation im Alter zwischen 10 und 55 Jahren auf, aber auch das ist sehr individuell. Schwankungen zwischen den Zyklen sind normal und können auf verschiedene Faktoren wie Lebensumstände, Verhütungsmittel oder Stress zurückzuführen sein (1). Mehr über die möglichen Gründe für das Ausbleiben der Menstruation erfährst du hier.


Die Informationen über die Vorgänge in unserem Körper während der Menstruation können manchmal verwirrend sein. Das liegt vor allem daran, dass der Fortpflanzungszyklus aus zwei verschiedenen, gleichzeitig ablaufenden Zyklen besteht, die eine menstruierende Person auf eine Schwangerschaft vorbereiten und den Embryo während der gesamten Schwangerschaft erhalten (2):

  • Der Eierstockzyklus: Dieser Zyklus bereitet das hormonproduzierende Gewebe (endokrines Gewebe) der Eierstöcke vor und ist für die Vorbereitung und die Freisetzung einer Eizelle verantwortlich

  • Der Menstruationszyklus (auch "Gebärmutter"-Zyklus genannt): Dieser Zyklus ist für die Vorbereitung und den Erhalt der Gebärmutterschleimhaut (des Endometriums) verantwortlich.


Beide Zyklen beginnen am Tag 1, nämlich dem ersten Tag der Menstruation.


Bei dem Lesen der folgenden Abschnitte solltest du bedenken, dass die Länge der Phasen zwischen und innerhalb von menstruierenden Menschen variieren kann. Auch die fruchtbare Zeit (oder das fruchtbare Fenster) variiert in der Regel auf diese Weise.


Beginnen wir also mit dem Eierstockzyklus, der sich in drei Teile aufteilen lässt: die Follikelphase, den Eisprung und die Lutealphase.


 

Der Eierstockzyklus


Die Follikelphase (Tag 1-14)

Der Eierstockzyklus beginnt mit der Follikelphase. In einem 28-tägigen Zyklus dauert diese normalerweise etwa 14 Tage. In dieser Phase beginnen die Follikel an der Oberfläche des Eierstocks zu wachsen und bereiten die Eizellen in ihnen auf den Eisprung vor (1, 2). Wir werden mit etwa 4 Millionen Eizellen (unreifen Eiern) geboren, und während jedes Zyklus beginnen 3-11 Follikel mit Eizellen zu reifen. Allerdings reift nur eine dieser Eizellen vollständig heran. Diese Eizelle befindet sich im sogenannten "dominanten Follikel". Mehr über die Reifung der Follikel erfährst du hier.


Das Follikelwachstum wird durch den Anstieg der Hormone FSH (follikelstimulierendes Hormon) und LH (luteinisierendes Hormon) angeregt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der dominante Follikel derjenige ist, der am empfindlichsten auf FSH reagiert und deshalb auch am stärksten wachsen kann. Beide Hormone werden von der vorderen Hirnanhangdrüse im Gehirn ausgeschüttet. Die wachsenden Follikel beginnen mit der Freisetzung von Östrogenen (1, 2, 4).


Durch den Anstieg dieser Hormone wird die nächste Phase eingeleitet: der Eisprung.

Der Eisprung (Tag 14)

Der Eisprung findet in der Regel an Tag 14 statt. An diesem Tag ist die LH-Konzentration aufgrund des hohen Östrogenspiegels am höchsten. Dies führt dazu, dass der dominante Follikel platzt und die reife Eizelle freisetzt. Die Eizelle ist nun bereit, befruchtet zu werden und wandert in den Eileiter. Die anderen Follikel und Eizellen, die sich im Wachstum befanden, werden von den Eierstöcken wieder aufgenommen und abgebaut (2).


Da Samenzellen nach dem Geschlechtsverkehr etwa 5 Tage lang überleben können, beginnt das so genannte "fruchtbare Fenster" 5 Tage vor dem Eisprung und endet am Tag des Eisprungs. Du kannst nur innerhalb dieses fruchtbaren Fensters schwanger werden. Das klingt nach einer guten Verhütungsmethode, aber es ist sehr schwierig, genau abzuschätzen, wann du deinen Eisprung haben wirst. Das liegt daran, dass die Länge der Follikelphase in deinem Zyklus oft von Monat zu Monat unterschiedlich ist (1). Wenn du mehr darüber lesen möchtest, wie du dein Wissen über deinen Zyklus als Verhütungsmethode nutzen kannst, findest du hier weitere Informationen.

Die Lutealphase (Tag 15-28)

In der letzten Phase des Ovarialzyklus verwandeln sich die Zellen des gerissenen dominanten Follikels in den Gelbkörper (Corpus luteum). Diese Struktur verhindert die Produktion von FSH und LH, indem sie Östrogen und Progesteron freisetzt. Diese Hormone sind wichtig für die Entwicklung der Gebärmutterschleimhaut, wie du im folgenden Abschnitt des Menstruationszyklus sehen wirst.

Wenn in dieser Zeit keine Befruchtung stattfindet, bildet sich der Gelbkörper zurück. Der Rückgang von Östrogen und Progesteron führt zu einem Anstieg von FSH, wodurch ein neuer Zyklus ausgelöst wird. Dieser beginnt wieder mit der Follikelphase

(2).

Nun wollen wir uns den Menstruationszyklus ansehen. Auch dieser besteht aus drei Teilen: der Menstruation, der Proliferationsphase und der Sekretionsphase.

Der Menstruationszyklus


Die Menstruationsblutung (Tag 1-7)

Wie wir oben erklärt haben, bildet sich der Gelbkörper zurück, wenn im vergangenen Zyklus keine Eizelle befruchtet wurde. Da die vom Gelbkörper produzierten Hormone die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) intakt halten, führt der Verlust des Gelbkörpers zur Ablösung des Endometriums. Genau das ist die Periode: Durch den Mangel an Hormonen wird der Blutfluss zur Gebärmutterschleimhaut unterbrochen. Dadurch wird die Gebärmutterschleimhaut geschädigt, so dass sie sich von der Gebärmutterwand ablöst. Die Gebärmutterwand ist sehr muskulös, und die Kontraktionen dieses Muskels schieben die Teile der Gebärmutterschleimhaut durch den Gebärmutterhals und aus der Vagina. Das Gewebe kann auch durch die Eileiter in den Unterleib geschoben werden. Diese Kontraktionen sorgen auch dafür, dass die Blutgefäße in der Gebärmutterwand, die bei der Ablösung der Gebärmutterschleimhaut bluten, zugedrückt werden. Die Muskelkontraktionen sind das, was du während deiner Periode als Krämpfe empfindest.


Die Menstruation findet gleichzeitig mit der ersten Hälfte der Follikelphase statt (2).

Die Proliferationsphase (Tag 8-14)

Die zweite Hälfte der Follikelphase geht dann mit dem Nachwachsen (Proliferation) der Gebärmutterschleimhaut einher, nachdem sie während der Menstruation ausgestoßen wurde. Diese Proliferation wird durch den Anstieg des Östrogenspiegels verursacht. Sie bereitet die Gebärmutter auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut vor. Unmittelbar nach der Menstruation ist die Gebärmutterschleimhaut nur 2 Millimeter dick (fast 0,1 Inch). Während der Proliferationsphase wächst sie, bis sie etwa 12 Millimeter dick ist (etwa ein halbes Inch). Dicker als das kann sie nicht mehr werden (2, 4).


Die Sekretionsphase (Tag 15-28)

Die Sekretionsphase findet gleichzeitig mit der Lutealphase statt. In dieser Phase ist die Gebärmutterschleimhaut sehr aktiv. In der Gebärmutterschleimhaut befinden sich Drüsenzellen. Diese Zellen produzieren eine Menge energiereichen Schleim, den sie in die Gebärmutterschleimhaut absondern. Dadurch wird die Gebärmutterschleimhaut weich und gepolstert und bietet Nährstoffe: perfekt für jede befruchtete Eizelle, die sich einnisten und wachsen möchte. Falls die beim Eisprung freigesetzte Eizelle nicht befruchtet wird und es zu keiner Einnistung kommt, baut sich der Gelbkörper mit der Zeit ab. Wie wir gesehen haben, ist der Gelbkörper (und die von ihm produzierten Hormone) wichtig, um die Gebärmutterschleimhaut intakt zu halten. Der Rückgang von Progesteron (das vom Gelbkörper produziert wird) führt also dazu, dass sich auch die Gebärmutterschleimhaut abbaut. Dies führt direkt zur Menstruation (2).


 

Um eine kurze Zusammenfassung des Geschehens zu geben (denn es ist eine Menge): Im Laufe von etwa 28 Tagen wächst ein Follikel in einem deiner Eierstöcke am größten (der dominante Follikel). Dieser Follikel hat dann einen Eisprung, bei dem er die Eizelle in sich freisetzt. Gleichzeitig hast du deine Periode, während der sich deine Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) ab- und anschließend wieder aufbaut. Nach dem Eisprung versucht die freigesetzte Eizelle, befruchtet zu werden, und die anderen Zellen des Follikels (der Gelbkörper) produzieren Hormone, um die Gebärmutterschleimhaut intakt zu halten. Gleichzeitig produzieren die Zellen der Gebärmutterschleimhaut Schleim und Nährstoffe für die befruchtete Eizelle, die sich einnisten und wachsen soll. Wenn die Eizelle nicht befruchtet wurde, löst sich der Gelbkörper auf und damit auch die Gebärmutterschleimhaut. Du bekommst wieder deine Periode, und der Zyklus beginnt von vorn. Das war's!


All diese Veränderungen und Phasen, die eine menstruierende Person während ihres Zyklus durchläuft, werden durch den Anstieg und Abfall verschiedener Hormone verursacht. Wie lang dieser Zyklus ist und wie lang die verschiedenen Phasen darin sind, ist von Person zu Person unterschiedlich - und sogar bei ein und derselben Person. Das ist auch der Grund, warum es schwierig ist, das fruchtbare Zeitfenster genau vorherzusagen (1).



Schließlich gehört zur Menstruation mehr als nur der Blutfluss. Dein Menstruationsmuster - insbesondere plötzliche Veränderungen - kann ein Indikator für deine Gesundheit sein. Deshalb ist es so wichtig, dass Menschen sich wohl fühlen, wenn sie über ihre Periode sprechen und die Ressourcen und die Unterstützung in Anspruch nehmen können, die sie brauchen, um ihre reproduktive Gesundheit zu erhalten.


 

Referenzen


  1. Mihm M, Gangooly S, Muttukrishna S. The normal menstrual cycle in women. Animal Reproduction Science. 2011;124(3-4):229-36. DOI: 10.1016/j.anireprosci.2010.08.030

  2. Hoffman BL, Schorge JO, Halvorson LM, Hamid CA, Corton MM, Schaffer JI (eds.). Williams Gynecology. 4th ed. New York: McGraw-Hill Medical; 2020.

  3. Jarrell J. The significance and evolution of menstruation. Best Practice & Research Clinical Obstetrics & Gynaecology. 2018;50:18-26. DOI: 10.1016/j.bpobgyn.2018.01.007

  4. Messinis IE, Messini CI, Dafopoulos K. Novel aspects of the endocrinology of the menstrual cycle. Reproductive Biomedicine Online. 2014;28(6):714-22. DOI: 10.1016/j.rbmo.2014.02.003


Bitte beachte: Die Informationen, die wir hier zur Verfügung stellen, dienen nur zu Bildungszwecken. Wenn du Beschwerden oder Fragen zu deiner Gesundheit hast, wende dich bitte an deinen Arzt oder eine andere zuständige medizinische Fachkraft. Wir geben keine medizinischen Ratschläge.

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