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Was ist die Eierstockrücklage?

Aktualisiert: 3. Aug. 2023

Die Gesamtzahl der gesunden Eizellen (Oozyten) in deinen Eierstöcken zu einem bestimmten Zeitpunkt wird als ovarielle Rücklage bezeichnet. Dies sind alle Eizellen, die für eine Befruchtung durch Samenzellen zur Verfügung stehen könnten. Jede Eizelle lebt in ihrem eigenen Follikel. Die Größe deiner Eierstockreserve wird mit zunehmendem Alter kleiner, da Eizellen absterben. Mehr über Eizellen und Follikel und deren Entwicklung erfährst du hier.


Dieser Artikel wird noch medizinisch geprüft.

Mitwirkende

Verfasst von Darina Obukhova und Juliëtte Gossens

Rezensiert von Sophie Oppelt

Bearbeitet von Juliëtte Gossens

Übersetzt von Sophie Oppelt

 

Wenn du (gesunde) Eierstöcke hast, wurdest du mit etwa 2 Millionen Eizellen darin geboren (1). Wenn du in die Pubertät kommst, sind etwa 400.000 Eizellen übrig (2). Jedes Jahr sterben Eizellen ab, und zwar in größerer Zahl, sobald du das Alter von 35 Jahren überschritten hast (3). Das bedeutet, dass die Anzahl der Eizellen, die du hast, von deinem Alter abhängt.

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass das Alter der wichtigste Faktor ist, wenn es um die Anzahl der Follikel geht, die man hat: 95 % der Schwankungen in der Anzahl der Follikel, die man bis zu seinem 25. Lebensjahr hat, sind ausschließlich auf das Alter zurückzuführen. Die restlichen 5 % der Schwankungen hängen mit Lifestyle-Faktoren und Ereignissen in deiner Krankheitsgeschichte zusammen, wie z. B. Rauchen, dein BMI, ob du Kinder bekommen hast, und Stress (4).

In anderen Worten: Deine Lebensgewohnheiten und deine Krankengeschichte haben nur einen sehr geringen Einfluss darauf, wie viele Eizellen du zu einem bestimmten Zeitpunkt hast, zumindest bis du 25 Jahre alt bist. Danach ist der Einfluss dieser Faktoren etwas größer, aber dein Alter bleibt immer noch der Wichtigste (4).


Die Größe deiner Eierstockreserve hängt auch mit dem Einsetzen der Menopause zusammen. Die Menopause tritt ein, wenn sich noch etwa 1000 Follikel in deinen Eierstöcken befinden.


Aber woher weißt du, wie viele Eizellen du noch hast? Und welche Rolle spielt das? Das erklären wir dir in diesem Artikel.


Was wir hier behandeln



 

Kann ich die Anzahl meiner Eierstockrücklagen messen?

Es ist möglich, die Größe deiner Eierstockrücklage mit verschiedenen Tests zu messen, aber die am häufigsten verwendeten Tests sind der Anti-Müllerian-Hormon-Test (AMH), der basale follikelstimulierende Hormontest (FSH) und die Antralfollikelzählung (5). Keiner dieser Tests kann dir jedoch genau sagen, wie viele Oozyten (Eizellen) du hast, aber sie können anzeigen, ob die Größe deiner Reserve normal ist oder nicht, deinem Alter entsprechend (6).


Anti-Müller'sches Hormon

AMH ist ein Hormon, das von den Granulosazellen (den unterstützenden Zellen) in den Follikeln produziert und in das Blut abgegeben wird. Daher kann der AMH-Spiegel durch einen Bluttest gemessen werden, der während des gesamten Menstruationszyklus durchgeführt werden kann (der AMH-Spiegel ändert sich während des Zyklus nicht wesentlich). Die Ergebnisse geben einen Hinweis auf die ungefähre Anzahl der verbleibenden Eizellen, die du noch hast. Dieser Test kann nicht vorhersagen, wie fruchtbar du bist, denn das hängt von mehreren Faktoren ab, nicht nur der Anzahl der Eizellen, die noch vorhanden sind.


Follikel-stimulierendes Hormon

FSH ist ein Hormon, das von der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) im Gehirn ausgeschüttet wird. Dieses Hormon beeinflusst das Wachstum des Eierstocks und der darin befindlichen Zellen. Es spielt auch eine Rolle bei der Steuerung des Menstruationszyklus. Der FSH-Spiegel wird am 3. Tag des Menstruationszyklus durch eine Blutuntersuchung ermittelt. Hohe Werte sind ein Hinweis auf die Menopause. Erhöhte Werte können auch auftreten, wenn du eine Hormontherapie erhältst (z. B. zur Vorbereitung auf eine künstliche Befruchtung, über die du hier mehr lesen kannst). Niedrige Werte treten auf, wenn du ein niedriges Körpergewicht hast oder wenn du in der letzten Zeit schnell Gewicht verloren hast. Niedrige Werte können auch bedeuten, dass du keinen Eisprung hast, oder dass du schwanger bist.


Ultraschalluntersuchung

Außerdem kann dein Arzt oder deine Ärztin mit vaginalem Ultraschall messen, wie viele Eizellen du hast. Das heißt, der Arzt oder die Ärztin führt einen Ultraschallstab in deine Vagina ein und zählt die Anzahl der Follikel, die er oder sie auf dem Bildschirm in deinen beiden Eierstöcken sieht. Dabei handelt es sich um die so genannten Antralfollikel, eine Bezeichnung für die Follikel in einem bestimmten Entwicklungsstadium. Die Gesamtzahl kann die Größe deiner Eierstockreserve vorhersagen. Das heißt, der Arzt oder die Ärztin zählt nicht jede einzelne Eizelle, die du hast, sondern die Zahl, die er oder sie auf dem Bildschirm sehen kann, sagt voraus, wie viele Eizellen du insgesamt hast. Dein Arzt oder deine Ärztin kann diese Zahl mit dem Normalwert in Beziehung setzen und so eine Diagnose stellen oder vorhersagen, wie du beispielsweise auf eine Fruchtbarkeitsbehandlung ansprechen würdest. Neben der Zählung der Follikel kann die Ärztin bzw. der Arzt während der Ultraschalluntersuchung auch den Rest deiner Eierstöcke und der Gebärmutter untersuchen, um festzustellen, ob sie gesund aussehen.



Von all diesen Tests sind die Antralfollikelzählung (mittels Ultraschall) und der AMH-Bluttest am zuverlässigsten (5, 6). Die Messung der ovariellen Rücklage mittels Ultraschall kann jedoch schwierig sein. Dein medizinischer Betreuer kann sich daher dafür entscheiden, einen Bluttest zu verwenden oder verschiedene Tests zu kombinieren.

In manchen Fällen liefert die Antralfollikelzählung deinem Arzt nicht die benötigten Informationen, zum Beispiel wenn du hormonelle Verhütungsmittel verwendest. Dies kann die gemessene Größe deiner ovariellen Reserve fälschlicherweise verringern (6). Je nachdem, welche Informationen dein Arzt oder deine Ärztin benötigt, kann er oder sie stattdessen eine Blutuntersuchung empfehlen.


Warum sollte ich die Größe meiner Eierstockreserve messen lassen?

Es gibt mehrere Gründe, warum dein Arzt oder deine Ärztin dir raten würde, deine Eierstockreserve messen zu lassen. Wenn du zum Beispiel Schwierigkeiten hast, schwanger zu werden, kann die Durchführung dieser Tests wichtig sein, um Unfruchtbarkeit zu diagnostizieren (6). Sie können auch hilfreich sein, um festzustellen, ob du von assistierten Reproduktionstechnologien wie IVF profitieren könntest. Abgesehen von einer Schwangerschaft kann dein Arzt oder deine Ärztin mit diesen Tests auch feststellen, ob du möglicherweise an einer Störung deiner Eierstöcke leidest, z. B. am polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS). Schließlich kann die Kenntnis der Größe deiner Eierstockreserve dazu beitragen, das Risiko für das Einsetzen deiner Menopause in den nächsten Jahren vorherzusagen. Das kann zum Beispiel für deine Familienplanung nützlich sein.


Was wenn meine Eierstöckrücklage gering ist?

Es ist möglich, dass die Testergebnisse zeigen, dass du eine geringe Ovarialreserve hast, auch schlechte Ovarialreserve genannt. Dies kann deine Chancen auf eine erfolgreiche künstliche Befruchtung (z. B. IVF) verringern, da es schwieriger ist, genügend Eizellen aus deinen Eierstöcken zu entnehmen, um sie im Labor zu befruchten. Eine geringe Eierstockreserve bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass es schwieriger ist, auf natürlichem Wege schwanger zu werden, da hierfür nur eine einzige Eizelle erforderlich ist (6).


Es ist auch möglich, dass ein Test zeigt, dass du eine größere ovarielle Rücklage hast als andere Menschen in deinem Alter. Dies kann dein Risiko für ein ovarielles Überstimulationssyndrom (OHSS) erhöhen, wenn du dich einer assistierten Reproduktionstechnologie wie IVF unterziehst (6). Mehr über OHSS kannst du hier erfahren.


Kann mein Körper mehr Eizellen produzieren?

Um mehr Eizellen zu bilden, benötigt dein Körper Stammzellen. Stammzellen sind Zellen, welche mehr Zellen eines bestimmten Typs produzieren können. Zum Beispiel sorgen Stammzellen in der Haut dafür, dass ständig neue Hautzellen produziert werden, damit die Haut repariert und erneuert werden kann. Da die Zahl der Eizellen mit zunehmendem Alter stark abnimmt, wäre es interessant zu wissen, ob es Stammzellen gibt, die neue Eizellen produzieren können. Dies ist ein wichtiges Gesprächsthema und ein wichtiges Forschungsthema in der wissenschaftlichen Gemeinde der reproduktiven Medizin. Jüngste Forschungsergebnisse sprechen jedoch nicht für die Existenz von Eizellstammzellen in menschlichen Eierstöcken (3). Das bedeutet, dass Wissenschaftler davon ausgehen, dass die Eierstöcke mit dem Eintritt der Menopause aufhören zu arbeiten. Im Durchschnitt geschieht dies im Alter von etwa 50 Jahren (7).


Die ovarielle Rücklage ist ein Konzept, das vor allem dann nützlich ist, wenn du Schwierigkeiten hast, schwanger zu werden, oder wenn dein Arzt oder deine Ärztin vermutet, dass etwas mit deinen Eierstöcken nicht in Ordnung ist. In anderen Fällen ist es nicht wirklich wichtig zu wissen, wie groß deine ovarielle Reserve ist. Dennoch kann es für die Diagnose verschiedener Erkrankungen sehr hilfreich sein, und wenn du Reproduktionstechnologien wie IVF in Betracht ziehst. Ansonsten mach dir keine Gedanken darüber!


 

Referenzen


  1. Cox E, Takov V. Embryology, Ovarian Follicle Development. In: StatPearls. Treasure Island (USA); StatPearls Publishing; 2022.

  2. Ruth K, Perry J, Henley W et al. Events in Early Life are Associated with Female Reproductive Ageing: A UK Biobank Study. Scientific Reports. 2016;6:24710. DOI: 10.1038/srep24710

  3. Williams CJ, Erickson GF. Morphology and Physiology of the Ovary. In: Feingold KR, Anawalt B, Boyce A et al (eds.). Endotext. http://www.endotext.org/; 2012.

  4. Wallace WH, Kelsey TW. Human ovarian reserve from conception to the menopause. PLoS One. 2010;5(1):e8772. DOI: 10.1371/journal.pone.0008772

  5. Practice Committee of the American Society for Reproductive Medicine. Testing and interpreting measures of ovarian reserve: a committee opinion. Fertility and Sterility. 2020;114(6):1151-1157. DOI: 10.1016/j.fertnstert.2020.09.134

  6. Coelho Neto MA, Ludwin A, Borrell A, Benacerraf B, Dewailly D, Da Silva Costa F et al. Counting ovarian antral follicles by ultrasound: a practical guide. Ultrasound in Obstetrics & Gynecology. 2017;51(1):10-20. DOI: 10.1002/uog.18945

  7. Wagner M, Yoshihara M, Douagi I, Damdimopoulos A, Panula S, Petropoulos S et al. Single-cell analysis of human ovarian cortex identifies distinct cell populations but no oogonial stem cells. Nature Communicaitions. 2020;11:1147. DOI: 10.1038/s41467-020-14936-3


Bitte beachte: Die Informationen, die wir hier zur Verfügung stellen, dienen nur zu Bildungszwecken. Wenn du Beschwerden oder Fragen zu deiner Gesundheit hast, wende dich bitte an deinen Arzt oder eine andere zuständige medizinische Fachkraft. Wir geben keine medizinischen Ratschläge.

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